LöhCamp 2024 - Tagebuch
Dienstag - Morgen
Die Sonne geht langsam auf über Athen und einige kleine Sportler sind so gespannt auf den Tag, dass sie nicht viel länger schlafen wollen, als der Himmelskörper, aber das geht schon…
Als alle wach sind, geht’s im Gänsemarsch zum Waschzelt und danach in die Säulenhalle zum Sportlerfrühstück.
Bestimmt wird es schön werden heute. Wir kennen uns schon etwas, die Abläufe werden vertrauter und wir freuen uns auf einen spannenden und im wahrsten Sinne des Wortes heißen Tag in Griechenland.
Obwohl es eigentlich schon warm genug ist, gibt’s beim Morgenplenum in der Säulenhalle erstmal ein bisschen Warmup mit einem Bewegungslied.
Nach dem Countdown erläutert Achilles uns sein Fitnessprogramm.
Drei Dinge gilt es zu beachten:
- Gesunde Ernährung (sowas wie Sellerie und Möhrchen), na, wer´s mag…
- Ausreichend Schlaf (für die Schönheit wahrscheinlich) und
- regelmäßiges Lauftraining natürlich (2 Stunden war er heute schon unterwegs).
Ja, okay, kann man so machen.

Sein Konkurrent Perseus betritt vor sich hinschlurfend die Bühne.
Er löffelt einen Schokopudding, hat die Nacht durchgemacht und ist trotzdem 3 Stunden gelaufen.
Das wurmt den disziplinierten Achilles schon ein bisschen.
Und ganz ehrlich: uns ist das Fitnessprogramm in der Puddingversion auch irgendwie sympathischer.
Als die Band das nächste Lied anstimmt, ist sie plötzlich wieder da, diese Gänsehautatmosphäre, wenn fast 400 große und kleine Menschen Gott loben.
„Unser Gott ist ein mächtiger Gott!“ Das ist so ein bisschen, wie Himmel.
Nicht nur Muskeln müssen trainiert werden, sondern auch Gehirnzellen. Darum machen wir mal etwas Gedächtnistraining. Achilles und Perseus wollen testen, wie gut wir unseren Wochenvers schon kennen. Tatsächlich haben die Spartanerinnen Stella und Johanna den schon ziemlich gut drauf. „Seht doch, wie sehr uns der Vater geliebt hat. Seine Liebe ist so groß, dass er uns seine Kinder nennt und wir sind es wirklich: Gottes Kinder. 1. Johannes 3,1




Damit auch alle anderen Sportler das verinnerlichen, packen wir den Vers einfach in ein paar Bewegungen, die auch unsere Muskeln trainieren.
In unserem Sportlertreff lesen wir weiter die Bibelgeschichte vom liebenden Vater.
Der jüngere Sohn hat beschlossen, dass er von zu Hause abhauen will. Ihm ist das alles zu eng bei seinem Vater. Nie kann er machen, was er will. Nur, wie soll er das ohne Geld anstellen. Er kommt auf die Idee, seinen Vater zu bitten, ihm sein Erbe schon zu Lebzeiten auszuzahlen. Eine ziemlich unverschämte Bitte, aber der Vater erfüllt ihm trotzdem seinen Willen.
Das scheint bei Gott ähnlich zu sein. Er zwingt seine Menschen nicht, ihn zu lieben, sondern lässt uns den freien Willen. Wir können entscheiden, ob wir bei ihm sein möchten oder nicht.


Um 11 Uhr empfängt uns Perseus in der Arena.
Auf unserem Turm hat sich Flavius Populus mit seiner Leibgarde versammelt und beobachtet von oben herab das Geschehen in der Arena. Das irritiert uns ein bisschen.
Irgendwas ist da im Busch… wir wissen nur noch nicht, was. Hoffentlich lassen die Römer uns in Ruhe trainieren.
Bis zum Mittagessen haben die Sportler Zeit zur freien Verfügung, na, ihr wisst schon: Fußball, Basteln, Spielen, Bauen in den Quartieren oder Chillen in den Hängematten im Wald.
Die Römer laufen neugierig durchs Lager und beäugen alles. Ehrlich: Dieser Flavius Populus nervt ziemlich, gibt Kommentare von sich und spielt sich auf als der große Chef.
Zum Mittagessen gibt’s 130 kg Kartoffeln (Danke an die Teens fürs Schälen!) und fast 900 Frikadellen, die sehr liebevoll vor dem Camp von fleißigen Frauen der Gemeinde gebraten und eingefroren wurden. Ihr seid klasse, danke für euren Einsatz!
















Die Zeit nach dem Mittagessen nutzen die Sportler dazu, ihre Streitwagen fertig zu bauen, mit denen sie heute Nachmittag beim großen Wagenrennen antreten werden. Unsere Servicemitarbeiter von den Springern haben einen tollen Parcours über das ganze Camp abgesteckt und wir sind sehr gespannt auf das Spektakel. Um 16 Uhr startet der erste Teil des Rennens, bei dem alle Gruppen und Serviceteams zunächst mal zu Fuß so viele Platzrunden wie möglich drehen, um sich einen guten Startplatz für das eigentliche Wagenrennen zu erlaufen. Die dabei gesammelten Münzen bestimmen die Reihenfolge beim Start. Die Pole Position geht an die Inder, gefolgt von den Osmanen und Ägyptern. Die Teams müssen 3 Runden fahren. Nach jeder Runde gibt es einen Boxenstopp, bei dem der Fahrer gewechselt werden muss. Das ist ein ganz schönes Gedränge mit einigen Überholvorgängen. Nach einem spannenden Rennen überqueren die Inder mit einem klassischen Start-Ziel-Sieg die Linie.

Heute Morgen ist es ein bisschen nasser in Griechenland, aber das macht uns ja sowas von gar nichts aus. Wir Sportler sind doch nicht aus Zucker und die Dichtigkeit unserer Gummistiefel in den Pfützen zu testen, ist ja eigentlich auch ein ganz gutes Weitsprungtraining. Die Spanier sind Geschichte, die Sonne scheint in unseren Herzen und darum feiern wir heute den ganzen Tag lang Partys. Die Erste Party ist der 12. Geburtstag von Daniel bei den Spartanern. Er bekommt sein Ständchen und eine Pancakes-Torte beim Morgenplenum.

Heute Nachmittag ist es endlich so weit. Wir haben beschlossen, dass wir jetzt mit allen Nationen gemeinsam gegen die Römer vorgehen werden. Wir werden unsere Flaggen zurückerobern und dann hoffen wir, dass die Spiele für die Römer beendet sein werden. Wir treffen uns auf der großen Wiese hinter dem Camp, wo unsere Teens ein tolles Spielfeld für die Mannschaften aufgebaut haben. In der Mitte sind unsere Flaggen und ein Kreis, in dem die Römer uns fangen dürfen. Das sind ganz schön viele Römer, aber gemeinsam schaffen wir es trotzdem, unsere Flaggen und eine Menge Goldmünzen an den Römern vorbei zu schmuggeln in unsere Basis.

Die griechische Sonne geht langsam über dem Horizont auf, die kleinen Olympioniken kriechen aus ihren Schlafsäcken, alles scheint friedlich. Aber der Schein trügt. Irgendwann fällt es jemandem auf: „Unsere Gruppenbanner sind weg!“ Stattdessen hängen da diese roten Flaggen mit S.P.Q.R., sogar auf unserem Turm. Dank dieses neumodischen Gockels finden unsere Mitarbeiter heraus, dass das eine Abkürzung ist für „Senatus Populisque Romanus“ – Senat und Volk von Rom! Klar, dachten wir uns ja schon, dass diese blöden Römer keine Ruhe geben. Na wartet, lange lassen wir uns das nicht mehr gefallen. Wir Sportler sind Ehrenleute und in Olympia geht es fair zu!

Nachmittags tauschen wir kurzerhand das Programm von gestern. Die 5 jüngeren Sportlerteams basteln, die älteren machen Kooperationsspiele. Die Atmosphäre ist entspannt. Übrigens haben wir Mitarbeiter vom Sanizelt heute morgen darüber geredet, ob die Kinder wirklich schon verstehen, was die Bibel mit dem Wort „Sünde“ meint. Da überrascht uns heute ein kleiner Osmane mit seiner Erklärung. „Also, wir sind ja alle zusammen im Vaterhaus. Und wenn ich jetzt zum Beispiel was Böses tue und die Tür volle Kanne zuschlage, dann ist Gott darüber voll traurig…Das ist Sünde.“ Okay, eigentlich ganz einfach. Danke, kleiner Osmane. Stimmt wohl was Jesus gesagt hat: „Wenn ihr nicht werdet, wie die Kinder, werdet ihr das Reich Gottes nicht sehen.“

Wir sind fröhlich aufgewacht. Die meisten kleinen Olympiateilnehmer haben vom Gewitter heute Nacht nichts mitbekommen und das einfach verschlafen. Waren ja auch anstrengende Wettkämpfe gestern bei der Hitze. Mit dem „alten Klassiker“ von Daniel Kallauch „Willkommen, Hallo im Vaterhaus“ begrüßen wir uns im Morgenplenum. Eigentlich hat der das vor 20 Jahren ja extra für unser Camp komponiert.

Noch nicht erzählt haben wir, dass unser Geschirr nach jeder Mahlzeit von den kleinen und großen Sportlern gespült wird, die dabei sogar meistens viel Spaß haben. Jede Gruppe ist im Laufe der Olympiade einmal dran. Okay, manchmal sind die Spüler danach ein bisschen nass, aber Hauptsache, das Geschirr ist sauber. In der Pause am Nachmittag kommt es zur ersten kleinen Wasserschlacht der Woche, denn es ist wirklich ziemlich heiß.

Am Nachmittag lernen wir ihn endlich kennen, den großen Weltenherrscher Cäsar. Von seiner Leibwache im prunkvollen Streitwagen gezogen fährt er in die Arena. Seltsam, er redet nicht viel, aber seine Ausstrahlung ist trotzdem ehrfurchtgebietend. Cäsar ist gekommen, um die Spiele offiziell zu eröffnen. Und dann kommt sie endlich, unsere olympische Fackel. Achilles läuft ins Stadion ein, klettert auf unseren Turm und entzündet endlich das olympische Feuer. Es wird bis zum Ende der Spiele brennen. Jetzt kann es so richtig mit den Spielen losgehen. Um 16 Uhr geht es zum ersten Wettkampf auf die große Wiese. Die Mannschaften veranstalten viele Disziplinen, die ihren Teamspirit stärken sollen. Da gibt’s so kreative Sachen wie Teppichtransport oder als Mannschaft durch Ringe steigen, aber auch alte Klassiker wie Plumpsack und Tauziehen. Man munkelt, dass bei den Wikingern die Mädchen gegen die Jungs gewonnen haben, aber pssssst, nicht weitersagen, die männliche Ehre ist schon angekratzt.

Der erste Tag in Olympia bricht an. Wie es sich für Griechenland gehört, werden wir von strahlendem Sonnenschein geweckt. Alle haben gut geschlafen und freuen sich auf den Tag. Ein paar Frühaufsteher sitzen schon vor dem Frühstück am Feuer und diese verrückten Fußballer kicken schon wieder in der Soccerarena. Oder haben die am Ende dort sogar die Nacht verbracht? Wer weiß das schon? Nach Katzenwäsche geht’s zum Frühstück, das gibt’s bei uns gruppenweise in Gleitzeit ab 8 Uhr. Danke an unser Cateringteam für diese sensationelle Sportlernahrung: Cornflakes, Brötchen und diese Vitamine im braunen Glas. Gibt’s das jetzt jeden Morgen? Toll! Eine Trompetenfanfare ruft uns um 10 Uhr zu unserer ersten Veranstaltung in der großen Säulenhalle. Schon bevor das Programm losgeht, hallen die Schlachtrufe der Mannschaften durch den Saal und die Stimmung ist prächtig. Moderatorin Euphoria, alias Sina, begrüßt uns und stellt uns die berühmte Athena vor, die in diesem Fall nicht die griechische Göttin ist, sondern unsere Sponsorin und Veranstalterin der Spiele. Ihr verdanken wir eine frisch renovierte Veranstaltungsstätte mit Arena.

Olympia, wir kommen! Endlich geht es los. Kaiser Cäsar hat zu den berühmtesten Wettkämpfen der Antike eingeladen. Sportler aus allen Ländern des Reiches machen sich auf den Weg nach Athen, um beim großen Spektakel dabei zu sein. Schon lange vor der Eröffnung der Registration versammeln sich die kleinen Olympioniken in langen Schlangen an der Anmeldung ihres Landes. Mit großem Enthusiasmus, Vorfreude auf eine tolle Woche und ganz viel Gepäck sind die Familien angereist und warten gespannt, dass sich der Zeiger der Sonnenuhr auf 15 Uhr bewegt.